Nachts im Wald haben wir wieder ordentlich Paranoia vor den Wölfen entwickelt. Ich bin sicher, dass die uns seit mindestens einer Woche verfolgen. Bernd hat sich zum Glück schon als Kind die Blase eines Elefanten einbauen lassen… Bei meiner OP ging wohl einiges schief und die haben einfach den Blinddarm nach vorn verlegt. Danger musste also nachts öfter raus. Unsere Apothekenbestellung enthielt leider auch keinen Arzneikürbis… Die ungarischen Kürbisse wirken nicht… Also war ich erneut mehrfach Nachts allein unter Wölfen ?
Der Schlafplatz war allerdings wieder fabulös! Nichts zu meckern. Abends hatten wir (Dummen) schon Essen für heute Abend vorgekocht. Außerdem schmierten wir morgens Schnitten für den Tag… Wir müssen uns allerdings eingestehen, dass absolut jede Essensvorbereitung im Südosten absolut für die Katz ist… Ich weiß nicht mehr, wann wir das alles essen sollen… Grad eben haben wir zwei Familienportionen Palatschinken in der besten Palatschinkenerie Ungarns verdrückt (in Szeged). Für 7 € hängt uns der Teig jetzt aber zu den Ohren raus. Wir sollten ein Foto machen… Sieht lustig aus. Die Bemmen gibt’s dann wohl morgen, denn heute haben wir uns in Serbien schon wieder einen Zeltplatz mit Minirestaurant rausgesucht… Wie könnten wir nur schneller verdauen?! Oder wenigstens unterwegs was für den Winter einfrieren… Eigentlich wollten wir Mitgebrachtes essen um zu sparen… Geht nicht… Es geht NICHT… ?
Szeged war eine wirklich wunderbare Stadt! Super entspannt, kulturell sehr offen, jede Menge junge Leute, alle freundlich. Man fühlt sich wohl. Ursache könnte die relativ große Touristenferne sein.
Anschließend verschlug es uns ins Serbische. Das erste Mal für Bernd und Mike, dass sie einen Fuß auf serbischen Boden setzen. Kurz vor der Grenze wurde uns erst mal bewusst, dass wir jetzt die EU verlassen. Es durchfuhr uns wie der Blitz.. Potzblitz… Was ist denn alles in dem Land nicht erlaubt?!… Die letzte Einmündung vor dem Schlagbaum haben wir erst mal die Höhle ausgemistet… Wenn das der Grenzer gesehen hätte… Der hätte uns mit der AK 47 im Anschlag zurück nach Berlin geschickt… Wegen unserer Paranoia haben wir Pfefferspray zwischen unseren Sitzen, über dem schlafenden Kopf vom verteidigungsbereiten Comanchen ist ein Kampfmesser an Christel magnetisiert. Mikes Flanke ist durch eine abgesägte Eisenstange gesichert (war übrig…). Ebenfalls magnetisch an Christel dran. Über der Heckluke klebt magnetisch das Mückenspray (hilft ebenfalls hervorragend gegen Wespen, Bären und Wölfe). Im Handschuhfach liegt offen arbeitsfertig das Teppichmesser. Falls es mit dem Panzertape im Bauch von Christel was zu kleben oder jemanden zu verhaften gilt. Wir sehen zwar aus wie Hippies aber kampflos geben wir Christel nicht her, wird sich wohl jeder Grenzer denken. Damit aber nich genug. Als Mitbringsel und aus purer Verschwendung haben wir ja am Balaton noch 16 Liter Wein gekauft. Pro Person dürfen wir allerdings nur zwei Liter nach Serbien einführen… Das ist der absolute Wahnsinn! Im Kühlschrank hängen 3 Würste aus Schweinefleisch (wegen allerlei Seuchen ist auch deren Einfuhr verboten). Schließlich gibt es Einfuhrrestriktionen für unsere kleingärtnerisch produzierten Kartoffeln aus Protektionsgründen. Wir fürchteten, die ganze Christel auskippen zu müssen.
Schlüpfer und Socken kann man allerdings unlimitiert einführen. Kurz vor der Grenze kamen wir uns also vor wie auf einem Schmugglerboot, das auf einen Flugzeugträger des russischen Zolls draufhält, wo hunderte Grenzer schon drauf warteten, uns hunderte Euro und mehrere Tage Lebenszeit im Knast für den Schmuggel von Waffen, Alkohol und Kartoffeln abzunehmen.
Ihr ahnt es. Nichts ist passiert. Der ungarische Grenzer fragte, ob wir was zu verzollen hätten. Ich antwortete juristisch korrekt „nur Gegenstände des persönlichen Bedarfs“. Dann schaute er kurz in den Popo von Christel, fühlte sich aber nicht danach, tiefer reinzukriechen. Die serbische Grenzmatroschka mussten wir erst mal aus dem Gespräch mit dem Gegenverkehr rufen. Mit einem winkenden Messer konnten wir schließlich ihre Aufmerksamkeit wecken. Auch sie schaute kurz in den hinteren Teil und sagte schnell goodbye. Warum ging also alles so schnell?
Dangermike wäre nicht Dangermike, wenn er nicht die allgemeine Bösebubenbarriere (kurz BBB) erfunden hätte. Alles was man braucht sind zwei saubere Socken. Die legt man dann direkt an die Öffnung des Kofferraums oben auf Das Kissen drauf. Niemand, wirklich niemand will diese Barriere durchbrechen. Auch kein Grenzer.
Nun also Serbien. Alles wurde sehr schnell sehr viel uriger und ruhiger und langsamer. Es gibt mehr Traktoren als Autos auf den Straßen. Als Deutscher bist du hier noch absoluter skurriler Exot und willkommene Abwechslung. Bisher waren wirklich alle super höflich und hilfsbereit. Und jetzt kommts 30 Gigabyte Daten kosten geschlagene 9 €. Bei unserem miesen Kurs waren es 11 €… Eine Verhöhnung der deutschen Anbieter und ein Fingerzeig auf die Frequenzenauktion. Anschließend fuhr die Reisegruppe auf einen Zeltplatz mit angeschlossener Schnapsbrennerei und Joe den Hund. Joe ist nett, riecht aber stark. Auf dem Nachbargrundstück residieren drei weiße Wölfe. An denen muss man vorbei, wenn man zur Christel will. Die stört das eigentlich nicht wirklich. Bis halt Joe Handlungsbedarf entdeckt und merkt, dass er für uns den Kampf aufnehmen muss, um uns zu beschützen und imponieren. Es folgt ein Testosterongebell, es wird hart durch den Zaun gebissen und geknurrt bis keiner mehr weiß, wer überhaupt mit dem Krieg begonnen hat und weshalb man das macht. Bissl wie in jedem Krieg…
Der Campwart hat uns kurz seine Schnapsbrennerei vorgeführt und für den Erwerb einer Flasche geworben. Das werden wir nicht tun.
Dann hat Bernd den Mike im Brettspiel besiegt… Da kamen einfach drei Faktoren zusammen. 1) gute Spielfähigkeit bei Bernd 2) absolutes Unvermögen bei Mike 3) Pech in der Liebe bei Bernd… Morgen läuft der Hase aber woanders lang… Hier kommen die Bilder des Tages.
Zeltplatz an der Schnapsbrennerei:
Typische Ausrüstung bei nächtliche Harndrang (die Lichtstrahlen zerschneiden Wölfe bis 20m Entfernung):
Joe beschützt uns diese Nacht zusätzlich vor allem was es noch so gibt:
Aussichtsturm ohne Aussicht an der letzten Schlafstelle (warum macht man das? Er ist dort abseits aller Interessenten und für eine Sicht 5 Meter zu tief… Skurril… Aber offensichtlich war Geld da…):
Serbien:
Mike unterschreibt die Grußkarte an seine Großeltern:
Kurz vor dem Spiel:
In Szeged:
Der Zeltwart maischt die Quitten-Maische :
Niemals in der Palatschinkerie nach einer Empfehlung fragen!!
Der Kurs ist ca 1:117
Parken 3 €
Copyshop 1,50 €
Bäcker 1 €
Post 4 €
Palatschinken 7,18 €
Tank 38 €
30 Gigabyte 11 €
Hallo Bernd und Mike,
wir verfolgen Eure Reise schon von Anfang an und erfreuen uns an den amüsanten Berichten. Also weiterhin viel Spaß.
Und wie schon die Alte Geiß sagte: Seid auf der Hut vor dem Wolf.
Viele Grüße von O. Manfred und T. Brigitta
PS.: Vielen Dank für die virtuelle Postkarte ?
Ganz tollen Dank ihr zwei Lieben ?